Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft 2013

Schachclub Flörsheim in der deutschen Jugendmeisterschaft angekommen ! - Paula Ruppert belegt sensationell Platz 5, punktgleich mit der Deutschen Meisterin bei den U10 Mädchen und Samuel Weber macht sich nach einer starken Leistung einen Namen bei der U12 Altersklasse.

Man war das eine phantastische Schachwoche!“ Gewiss konnte man im Vorfeld ansatzweise erahnen, was es heißt eine Deutsche Jugendschachmeisterschaft hautnah mitzuerleben, doch als diese achttägige Mammutveranstaltung letzten Samstag mit einer lebendigen Siegerehrung und eine phantastische Woche für alle Teilnehmer, ob Spieler, mitgereisten Eltern, Trainern und Landesbetreuer zu Ende ging, waren sich alle einig, dieses Turnier hat alle Erwartungen und Vorstellungen bei weitem geschlagen und man wird noch lange, sehr lange dieses einzigartige und wunderschöne Turnier in Oberhof bei Thüringen und die perfekte Organisation in Erinnerung behalten, und natürlich nicht zuletzt die hervorragende Leistung unserer beiden Schützlinge Paula und Samuel.

Schon zu Beginn des Turniers bei der großen Eröffnungsfeier konnte man erahnen, dass dieses Turnier alle bisherigen Schachturniere in den Schatten stellen sollte. Weit über 1000 (!!) Teilnehmer, davon ca. 500 Spieler waren angereist, um diesen bedeutsamen Sportevent mitzuerleben. Das renommierte Hotel Panorama mit seinen beiden beeindruckenden 11stöckigen Gebäuden und den herabfallenden Dächern, die an eine Skisprungschanze erinnerten, schließlich ist Oberhof für seine Sportevents im Winter weltweit bekannt, bot nicht nur optimale Bedingungen hinsichtlich der Unterbringung und Spielräumen sondern auch genügend Ausgleichsmöglichkeiten wie ein Schwimmbad, ein großer Indoor-Spielplatz mit Hüpfburgen und Fußballfeldern, eine eigene Minigolfanlage und alles was man braucht, damit die Jugendlichen und Mitgereisten auch außerhalb der 64 Feldern auf andere Gedanken kommen können. Und auch die Verantwortlichen des deutschen Jugendschachbundes stellten eine professionelle Turnierleitung u. Organisation, wie es wohl besser nicht gehen kann. Keine Wünsche blieben offen, um allen Teilnehmern eine unvergessliche Woche zu garantieren. Ca. 50 freiwillige Helfer sorgten für eine professionelle Turnieratmosphäre und ein attraktives Rahmenprogramm. Dazu gehörten ein tägliches Freizeitprogramm für Spieler und Betreuer von 8 - 21 Uhr, freie und organisierte Spiel- und Sportangebote, organisierte Ausflüge in die Umgebung, sowie insbesondere die täglich (!) erscheinende Meisterschaftszeitung, -radio und Internet-TV und die Live-Übertragung der Spitzenpartien aus allen Altersklassen (ca. an 60 Brettern). Und als würde das nicht reichen, gab es als besondere Attraktion ein Großmeisterduell zwischen dem aktuell stärksten deutschen Großmeister Arkadij Naiditsch und David Baramidze, sowie ein abschließendes Simultanturnier mit den Jugendlichen. „Schachherz was willst du mehr!“

Freilich musste die schachfreie Zeit von allen Spielern effektiv genutzt werden, denn bei 11 Runden waren diese Zeitfenster sehr rar bemessen. So wurden in der U10 und U12 Altersklassen an mehreren Tagen doppelrundig gespielt, und das bedeutete für die Spieler, nicht nur die beiden Partien zu spielen, sondern auch mit den eigens abgestellten Landestrainern die Spiele intensiv vorzubereiten und anschließend zu analysieren. Der hessische Delegation stellte jeweils für zwei Spieler einen Trainer ab, so dass optimale Voraussetzungen geschaffen waren, um die Spieler unter profiähnlichen Bedingungen bestens zu unterstützen.

Doch wie heißt es so schön „jeder Anfang ist schwer“ insbesondere dann, wenn es sich um ein so gigantisches und bedeutsames Turnier handelt. Vor allem Paula hatte wie bei der Hessenmeisterschaft erhebliche Anlaufschwierigkeiten. Eine Mischung aus großer Aufgeregtheit in Verbindung mit der einen oder anderen Unaufmerksamkeit führte zum klassischen Fehlstart mit drei Niederlagen in den ersten drei Runden. Doch Paula`s Kämpferherz, ihre positive Einstellung und der ihres Trainers sowie die Erkenntnis aus der Analyse, dass sie durchaus auch Gewinnchancen ausließ, machten ihr Mut und der erste Sieg in Runde 4 sollte der Durchbruch im Turnier sein. Es folgten ein weiterer Sieg und ein Remis. In Runde 7 gab es wiederum eine Niederlage, doch es sollte die letzte im Turnier sein, denn danach folgte eine beeindruckende Aufholjagd, indem sie aus den letzten vier Runden 3,5 Punkte holte, immerhin gegen Gegner, die teilweise über 300 DWZ Punkte stärker waren !. Dieser tolle Endspurt sollte sich bezahlt machen. Denn bei der separaten Wertung der Mädchen zog sie mit dem letzten Sieg mit den Führenden mit jeweils 6 Punkten gleich, und die Spannung nach der letzten elften Runde hätte kaum größer sein können. Die Frage, wer Deutsche Meisterin der U10 wird musste die Feinwertung in Form der Buchholzzahl beantworten und Paula war unter den Kandidatinnen, was wohl kaum einer vor und während des Turniers für möglich gehalten hatte. Am Ende belegte sie punktgleich einen großartigen Platz 5 unter insgesamt 32 Mädchen in der U10 Altersklasse und als krönenden Abschluss durfte sie vor über 1000 Zuschauer bei der Siegerehrung auf die Bühne auf dem Siegertreppchen stehen !!

Deutscher Meister in der Gesamtwertung wurde Topfavorit Vincent Keymer aus Rheinland Pfalz, der immerhin eine DWZ von unglaublichen 1822 in seinem jungen Alter schon vorweisen konnte. Dieser Erfolg ist sicherlich umso höher zu bewerten, wenn man bedenkt das Vincent erst 8 Jahre alt ist !! Haben wir etwa einen deutschen Magnus Carlsen gesehen …?!

Ein bärenstarkes Turnier spielte auch Samuel Weber in der U12. Schon in Runde 1 gegen einen 400 DWZ stärkeren Gegner an Brett 2 zeigte Samuel eine tolle Leistung, doch am Ende in einem remislichen Endspiel schätze er die Stellung falsch ein, und gab auf. Doch diese Partie machte ihm klar, dass er mit den stärksten Zwölfjährigen aus ganz Deutschland mithalten konnte und mit vollem Selbstvertrauen gewann er die nachfolgenden zwei Runden und hatte Tuchfühlung nach oben bis zur Runde 8. Doch eine durchaus vermeidbare Niederlage in dieser Runde war der Beginn einer Berg und Talfahrt bis zum Ende des Turniers. Es folgte noch ein Remis, dann ein weiterer Sieg und in der letzten Runde eine Niederlage. Mit ebenfalls 6 Punkten belegte er in der Gesamtwertung einen großartigen 39. Platz von insgesamt 96 Teilnehmern. Neben dieser tollen Platzierung in einem superstarken Feld (es waren Spieler dabei, die über DWZ 2000 aufwiesen) zeigte der Turnierverlauf, dass Samuel durchaus das Potential hat, auch in der Spitzengruppe mitzuhalten. Bei seinem Debüt hat am Ende vielleicht auch das Quäntchen Glück gefehlt, was man eben braucht, aber das nächste Mal kommt bestimmt…. !

Insgesamt können wir auf unsere beiden Schachhelden sicherlich sehr stolz sein. Die vielen Glückwünsche von Vereinsmitgliedern via Mail und SMS zeigen, dass viele von uns mit den beiden bis zum Schluss mitgefiebert haben und das ist ein sehr schönes Gefühl, wofür ich mich als Vorsitzender ganz herzlich bei euch bedanken möchte. Ich denke auch dies macht einen tollen Verein wie dem unseren aus!

Natürlich werden wir durch intensives Jugendtraining alles dran setzen, damit auch im nächsten Jahr der eine oder andere Flörsheimer bei dem Turnier der besten jugendlichen Schachspieler aus ganz Deutschland teilnehmen kann. Denn irgendwie hat man das Gefühl , eine Deutsche Meisterschaft ohne Flörsheimer Beteiligung geht gar nicht !“

Wer noch mehr über die Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft 2013 wissen möchte, wie zum Beispiel Partien nachspielen, oder sich das Video zum Großmeisterduell anschauen möchte, dem kann ich wärmstens die offizielle Turnierseite http://www.deutsche-schachjugend.de/dem13_turnier.html empfehlen. Es lohnt sich !!

Bericht Wolfgang Ruppert

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