Review der Runde 4


Wolfgang Ruppert – Edgar Winand    ½ - ½
Das Duell Tyrannosaurus Rex gegen den Caveman. Wie sprach Swami ?: „..ein grober Fehler und aus die Maus!“ Tja, so kann man sich irren! Swami lag zwar im Großen und Ganzen richtig, hatte aber im Kalkül den psychologischen unheilvollen „ich-steh-klar-auf-Gewinn-kann-es-also-locker-angehen-Effekt“ verdrängt.
Aber der Reihe nach. Das Spiel beginnt standesgemäß, Eröffnungsanalphabet Eddy verbuchselt ein paar Weckstaben in seiner Pirc Defense und steht nach rekordverdächtigen 12 Zügen völlig, ich meine aber mal so richtig völlig platt. Normalerweise würde hier die Review des Matches enden, aber Wolfgangs berüchtigter Killerinstinkt scheint sich diesen Freitag frei genommen zu haben oder hat Caveman Eddy ihm etwa seine 2300er Taktikkeule entwendet? Na ja, jedenfalls macht er den (alten) Sack nicht zu und zieht stattdessen „normale“ Züge mit der Konsequenz, dass Eddy zunächst mal entkommt.
Doch Eddys Figuren stehen nach dem Eröffnungs-Tchernobyl völlig verstrahlt und unkoordiniert herum und Wolfgang baut seinen Vorteil sukzessive aus, schnappt sich in der Folge zwei Bauern und steht wieder klar auf Gewinn. Aber Wolfgang hat in der Zwischenzeit abgeschaltet und ersetzt seine geistige Windstille durch operative Hektik. Der Caveman, schon im massiver Zeitnot, wittert instinktiv seine Chance, kann seine Figuren entknoten und erhält plötzlich unverdientes Gegenspiel. Wolfgang, die Gefahr noch nicht wirklich ahnend, stellt in der Folge sogar einen Bauern ein und findet sich nach einigen unvorteilhaften Exchanges plötzlich in einem Endspiel mit Mehrbauer-Springer-Läufer gegen Läuferpaar wieder, dass Eddy trotz massiver Zeitnot in beeindruckender Weise zu halten weiß. Nach 120 Zügen bietet Wolfgang frustriert Remis.
Ein kleiner aber psychologisch herber Rückschlag für den erfolgsverwöhnten Wolfgang und ein großer Erfolg für den engagiert kämpfenden Eddy, der nun gemeinsam mit Luis Kuhn um den zweiten Halbfinaleinzugsplatz in der Gruppe A1 fightet.


Rainer Mosig -  Michael Budde   0 – 1
Der gute alte Swami scheint seine Kristallkugel neu justieren zu müssen. Eddy’s Höhlenkumpane, Buddi, setzte nicht wie vorhergesagt wird mit Schwarz seine alte Grünfeldkeule ein, sondern seine neue Nimzokeule. Rainer hat sich letzte Woche von Markus 1950er DWZ-Bizeps nicht beeindrucken lassen, und auch Buddi‘s Nimzokeule nimmt er achselzuckend gelassen zur Kenntnis, spielt cool und kann locker flockig ausgleichen (Läuferpaar + Zentrumsbauernmehrheit!). Rainer patzt aber im Mittelspiel und schon saust die Caveman II Taktikkeule an und fegt einen Bauern vom Brett, danach fällt die Stellung unglücklich auseinander und Buddi gewinnt. Damit ist „Michael B. der Bessere“ weiter im Rennen und Rainer kann sich den Rest des Turniers auf Schadensbegrenzung konzentrieren.

Markus Lahr -  Andreas Weber   1 - 0
Eine perfekte Diagnose von Doc Swami.  Beide leiden zur Zeit an einer Formschwäche. Swami  attestierte Markus eine akute Benoni und verschrieb Andy etwas gegen seine Initiative Extremus. Doc Swami prophezeite, dass Markus akutes Benoni schneller heilt als die mittlerweile fast schon als chronisch anzusehende Initiative Extremus vom Andy.
Und genau so kam es – nur etwas schneller als erwartet. Markus nimmt gegen sein Benoni die Weiß-Pille und Andy setzt sich eine Tarrasch-Spritze. Im 9. Zug dann der Aussetzer von Andy, der schlichtweg einzügig eine Figur einstellt. Was ein Desaster für Andy, der schon gegen Thomas Schöneberger zuvor eine ziemlich bittere Pille schlucken mußte! Damit verabschiedet sich Andy definitiv aus dem Halbfinale und muss jetzt zusehen, dass er in den restlichen Partien zu seiner gewohnten Spielstärke zurückfindet und noch den einen oder anderen Punkt eisammelt.

Luis Kuhn -  Konrad Stehle   1 - 0
Luis spielt in der Eröffnung ungenau und Konrad kann ausgleichen, übersieht jedoch in der Folge einen taktischen Einschlag und findet sich später in einem Doppelturmendspiel mit Minusbauer wieder. Luis spielt das Endspiel nahezu perfekt und Konrad muss sich am Ende trotz großartiger Gegenwehr geschlagen geben,
Luis bleibt damit ungeschlagen und fightet damit mit Wolfgang und Eddy um die beiden Halbfinaleinzugsplätze. Konrad spielt ein gutes Turnier und hat trotz zwei Niederlagen auch noch Chancen auf das Halbfinale.

Thomas Seidel  –  Jürgen Neurohr   0 - 1
Funkenmariechen Thomas tanzt mit seinen Bauern in der Eröffnung lustig umher und sorgt sich nicht allzu sehr um Felderschwächen und solche profane Dinge. Jürgen, de Meenzer Bub, sagt nicht nein zu der Einladung zum Tanz und räumt die Brettmitte frei damit man mehr Platz zum Tanzen hat.
Das Funkenmariechen hüpft und frohlockt und Jürgen kommt nicht wirklich voran. Aber dann ist dem Funkenmariechen Thomas, schon ganz schwindelig von den Pirouetten, verliert den Überblick und Jürgen setzt dem lustigen Treiben mit einem fiesen Abzugschach mit Figurengewinn ein jähes Ende. 

Samuel Weber  -  Bernd Kronenburg   1 - 0
Nach zwei unglücklichen Niederlagen musste Samuel Gas geben, wenn er das „promised land“ - sprich: Halbfinale - noch  erreichen will. Bernd der Lehrer scheint seine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben und Schüler Samuel straft ihn dafür ab. Ich meine - Hallo! - gegen die Webers sich aufs Morra Gambit einzulassen ist nahe am Suizid.
Einfach mal die neuen Medien fragen: https://www.youtube.com/watch?v=91tbGuKVZWk
Oder in Youtube eingeben:  1700 rated amateur beats GM with Smith Morra Gambit.
Aber Samuel spielt ungenau und Bernd hätte die Chance gehabt sich mittels einem taktisch motivieren Zentrumsbauernvorstoß zu entlasten. Bernd sieht es jedoch nicht. Der weitere Verlauf der Partie ist äußerst spannend und der Kampf wird von beiden Seiten sehr beherzt geführt. Nach einem komplizierten taktischen Schlagabtausch hat Sammy eine Qualle für zwei Bauern (und lässt die Chance auf Bauerngewinn aus). Die Stellung ist in dynamischen Gleichgewicht. Bernd nutzt jedoch seine Trümpfe, die Freibauern, nicht forsch genug, verfolgt den falschen Plan und verliert in der Folge einen Bauern und am Ende durch eine sehenswerte Kombi auch noch mehr Material und muss die Waffen strecken. Für Bernd ist das Turnier definitiv gelaufen (der B-Exit als "Point of no Return" ist noch nicht erreicht, aber man nähert sich ihm mit Siebenmeilenstiefeln.), Sammy hat noch theoretischen Chancen, müßte dafür aber Becki, Luis, Thomas und Konrad putzen. Wird schwer…